Ulrike Maria Kleber in ihrem Atelier, stehend vor einem ihrer Werke – eine Verbindung von Persönlichkeit und künstlerischer Handschrift.

Ulrike Maria Kleber

Ulrike Kleber über Kunst, Krisen und das Leben als Frau in der Kunstwelt

4 Min.

© Emanuel Sutterlüty

Im Ländle ist sie besonders für ihre ausdrucksstarken Juppendarstellungen bekannt. Doch der sperrige Titel „Juppôwieble-Molare“ wird der vielseitigen Künstlerin kaum gerecht. Die Menschen mögen zwar gerne in Kategorien denken, Ulrike Maria Kleber lässt sich jedoch absolut nicht in eine Schublade zwängen. Immer weniger. Gelassenheit begleitet ihren künstlerischen Weg. Schritt für Schritt. Immer näher zu sich. Eine inspirierende Begegnung.

Gerade sind Sie wieder umgezogen oder eigentlich eher zurückgekehrt in Ihr Atelier in Schwarzenberg, wie fühlt es sich an?
Gut! Eigentlich male ich schon seit Jahren hier. Mein Atelier in Dornbirn wurde irgendwann mehr und mehr zum bloßen Treffpunkt und Lager, was es jetzt immer noch ist. Das Schwarzenberger Studio ist zwar kleiner und ein bisschen chaotischer, aber dafür herrlich heimelig. Hier zerfließt das Atelier mit meinem Wohnraum und so kann ich besonders gut arbeiten. Ich bin ohnehin sehr spartanisch, den meisten Platz belegt meine Kunst.

Seit über 30 Jahren fasziniert Sie das Thema Juppe immer neu.
Meine Fantasie ist nicht so abgehoben, ich male also gerne die Realität – was ich sehe und mich beschäftigt. Die Wälderinnen tragen ihre Tracht mit Stolz und ich liebe meine Heimat. Meine Bilder reisen für mich um die ganze Welt und sind ein Abbild meiner Realität. Mich faszinieren starke Frauen, die sich durchsetzen, auch wenn es manchmal unbequem ist. Als ich mit 16 begeistert eine Lehre als Fotogravurzeichnerin begonnen habe, meinte mein Vater, ein teures Studium sei Geldverschwendung, „ein Mädchen heiratet und kriegt Kinder“. So war früher die Meinung verbreitet und ich habe versucht danach zu leben.

Wie entstehen denn Ihre Bilder?
Eine routinierte Disziplin, also fixe Atelierzeiten, funktioniert für mich nicht. Die Idee muss passen. Auf meinem Nachttisch liegt immer ein Skizzenblock, falls mir nachts etwas einfällt. Wenn ich dann eine Idee habe, male und ändere ich, bis ich zufrieden bin. Dann kann ich den Pinsel für Tage nicht weglegen, falle irgendwann samt Malerkittel ins Bett und male am nächsten Morgen weiter. Pause mach ich erst, wenn der Ideenrausch vorbei ist.

Das heißt, Sie sind eine Perfektionistin?
Ich glaube eher, einfach stur. Ich gebe nie auf. Nachdem ich mich endlich selbstständig gemacht hatte, ist irgendwann auch die Gelassenheit gekommen. Etwa mit 40. Erst dadurch habe ich mich selbst richtig kennengelernt.

Großartig wirst du, wenn du nicht aufgibst.

Ulrike Maria Kleber

Hatten Sie je eine Schaffenskrise?
Ja klar. Nicht nur eine. Einmal konnte ich fast ein Jahr lang nichts malen, das war schrecklich. Erst als ich mir bewusst gemacht habe, was ein Jahr im Vergleich zu einem Leben ist – nämlich nichts – da konnte ich meine Gelassenheit wiederfinden. Dann ging es plötzlich weiter. Auch jetzt zum 60er habe ich kurz die Krise bekommen. Da kam auch noch der Pensionsbescheid – eh zu wenig, um alle Schulden und meinen Lebensunterhalt zu zahlen, also habe ich mir erstmal Schuhe gekauft (lacht) und gedacht: „Egal, ich will ja eh nicht aufhören“, und zu mir gesagt: „Jetzt erst recht!“ Gerade arbeite ich an einer ganz neuen Juppenserie, ich war nicht nur die Erste mit dem Thema – ich will auch die Beste sein.

Wieso denn Schulden, Ulrike – so viele Schuhe gekauft?
Beide lachen. Die Frage müsst ihr unbedingt drucken! Naja, von den Schuhen – vielleicht ein bisschen. Aber eigentlich das Übliche: So ein schöner Atelieranbau in Schwarzenberg kostet dann doch mehr als ein Paar Schuhe. Der Weg war manchmal schwieriger – aber für mich trotzdem leichter. Als Kind wollte ich schon Künstlerin werden, und so eine fixe Idee im Leben – die setzt sich einfach irgendwann durch.

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