Am Ponyhof

Kolumne

3 Min.

Die gute Kaffeemaschine ist hinüber und ich bin kurz davor das Kaffeepulver durch die Nase zu inhalieren. Tja, und ihr so? Man merkt, ich bin wieder mal gut gelaunt, weil spät dran mit dieser Kolumne und in meinem Kopf hat sich ein fettes Sommerloch breit gemacht. Dafür ist die Wohnung auf Hochglanz poliert. Gerade habe ich mir die Nägel lackiert. Den Küchentisch auch ein bisschen. Morgen sortiere ich dann die Socken. Längst überfällig. Und anschließend nehme ich mir den nächsten substanziellen Punkt auf meiner Liste mit ­potenziellen Maßnahmen zur Prokrastination vor: Ein neues Hobby muss her!

Schritt, Trab, Galopp.

Auf der Suche nach einem trendigen neuen Steckenpferd, stolpere ich buchstäblich über eines. Kennt ihr Hobby Horsing? Ich jetzt schon. Zuerst denke ich noch: Prima, das ist genau das richtige für mich! Denn man weiß ja schließlich: Es trinkt der Mensch, es säuft das Pferd – bei Reitern ist es umgekehrt. Hoch motiviert klicke ich also das erste Video an. Ein herziges Mädchen in Einhorn-Leggings reitet rhythmisch durch eine Halle. Schritt, Trab, Galopp. Elegant springt sie mit ihrem Pferd über ein Hindernis. Sehr schön. Leicht irritierend ist nur, dass der Körper des Pferdes nicht aus Fleisch und Blut, sondern aus einem Besenstiel besteht, und seine wallende Mähne aus Wolle gemacht ist. Noch verwirrender wird es, als ich feststelle, dass das kein Fake, sondern ernst gemeint ist. Bitte, es gibt sogar Meisterschaften im Steckenpferd-Reiten! Eine kurze Recherche zeigt – aus Finnland kommt das spaßige Hobby. Eh klar. Viel Finsternis, viel Sauna, viel Wodka = lustige Ideen.
Dringende Notiz an mich selbst: Finnland bereisen!

Glücklich trotz Glatze.

Ich muss feststellen, schon wieder habe ich die Büchse der Pandora geöffnet. Seit der Suche nach kuriosen Hobbys, versucht mich der Algorithmus mit allen Mitteln in den Wahnsinn zu treiben. Kuriose Feiertage gefällig? Ich weiß jetzt, dass es den Internationalen Tag des Wäschefaltens gibt (30. März). Oder den Tag des Pfützen-Springens (11. Jänner). Wie wäre es mit Glücklich-trotz-Glatze-Tag? (14. Oktober) Oder dem Pizza-mit-allem-Möglichem-außer-Anchovis-belegt-Tag? (12.11.) Etwas enttäuschend ist mein Geburtstag, da wird nämlich der ­Internationale Tag der Feststelltaste gefeiert.

Heißer Typ.

Einen Klick später bin ich zurück in Österreich. Hier wartet Franz Müllner auf mich, der gerade einen Weltrekord aufgestellt hat. Im Einrollen von brennenden Bratpfannen. Also mit seinen Händen! Jetzt bin ich schon recht fantasievoll und ein Kind von Wetten, dass..?, aber da würden sich eher die Locken von Thomas Gottschalk wie glatter Schnittlauch ausrollen, bevor mir so etwas einfällt. Ehrlich jetzt, irgendwo sind wir als Gesellschaft falsch abgebogen. Na gut, nächster Klick. Es boomerangt mich zurück nach Finnland – dieses Mal zur Weltmeisterschaft im Luftgitarre-Spielen. Jö, das ist lustig: durchgeknallte Menschen in durchgeknallten Kostümen fuchteln höchst virtuos und durchchoreografiert auf ihren imaginären Instrumenten herum.

Yee-haw.

Also gut, wir ziehen nun feierlich die Sommerloch-Hobby-Bilanz: Brennende Bratpfannen überlasse ich besser der Testosteronabteilung. Für die Nummer mit der Luftgitarre reicht Kaffee durch die Nase höchstwahrscheinlich nicht aus. Also wird es wohl die Pferdesache. Und wenn ich mit meinem sicherlich höchst graziösen Gehoppel auf dem Besenstiel keinen absoluten Volltreffer lande, fahre ich schnurstracks zu meiner Spezeline Sandra. Sie hat nämlich nicht nur einen unglaublich sympathischen Vornamen, sondern auch einen echten Ponyhof. Und eine funktionierende Kaffeemaschine. Und ganz sicher auch irgendwo zur Not eine finnische Sauna und jede Menge Wodka. Ätsch Sommerloch – go home!

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