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Seit einem Jahr bespielen Rahel Schoenthal und Roland Lang ein ehemaliges Hotel in Bregenz. Statt tristem Leerstand weht zumindest vorübergehend mit ihrem HONOLULU HOTEL ein Hauch von Berlin durch die Montfortstraße. Ein ungewöhnliches Zwischennutzungsprojekt, das die Stadt um eine wertvolle kulturelle Facette reicher macht.
Ein trauriger Anblick war das – ein verwaistes und in die Jahre gekommenes Hotel mit einem Gastgarten als Parkplatz. Heute leuchten hier fröhliche Lichterketten, aus dem Foodtruck dampft und duftet es nach levantinischer Küche, der gekühlte Rosé wird in tönernen Karaffen serviert und immer wieder gibt es Konzerte, Lesungen oder Film-abende. Mit ihrem HONOLULU HOTEL haben die Berlinerin Rahel Schoenthal und der gebürtige Bregenzer Roland Lang vor einem Jahr eine findige Idee umgesetzt, um das ehemalige Hotel Helvetia vorübergehend wieder mit Leben zu füllen. Das Zwischennutzungskonzept ist ein urbanes Amalgam aus Biergarten mit Kunst und Kultur in Verbindung mit Büros, Hotelzimmern und einem Hauch Berliner Luft – zeitlich begrenzt, denn die Neugestaltung des leicht maroden Weiherviertels wird dem Trip in die Tropen ein geplantes Ende setzen.
Dynamisches duo
„Eigentlich ist es verrückt, derart viel Energie und Geld in ein Projekt zu investieren, das zeitlich so limitiert ist. Uns hat es aber die Entscheidung tatsächlich erleichtert, weil eben klar war, dass es nicht für immer ist“, erzählt Rahel. Sie hat in Holland und Argentinien Wirtschaft studiert, eine systemische Trainerausbildung und war viele Jahre beim Berliner Brillenlabel MYKITA. „So eine Situation befeuert aber auch die Kreativität, weil man in aller Kürze mit begrenzten finanziellen Mitteln gute Lösungen finden muss“, ergänzt Roland, der wiederum vom Film kommt und als Regisseur mit Schauspielgrößen wie Dihdi Hallervorden gearbeitet hat. Erfahrung mit unorthodoxen Hotelprojekten hat er im Berliner MICHELBERGER Hotel gesammelt, bei dem er von Beginn an dabei sein durfte, mal hinter der Bar stand, dann Caterings organisierte oder Musikfestivals mit Bands wie
Arcade Fire und The National auf die Beine stellte. Dort lernte er auch Rahel kennen, seit zwölf Jahren sind die beiden ein Paar.
Goldgrube
Die Hotelzimmer mit viel Retro-Charme sind äußerst beliebt, der Gastgarten brummt bei schönem Wetter, die Veranstaltungen sind gut besucht und die Büros alle vergeben. „Wir haben hier sogar schon einen Millionär gemacht“, erzählen die beiden lachend. Tatsächlich war Johannes Moser, Mitbegründer des Start-ups immerok, zu der Zeit Büromieter im Honolulu, als sein Unternehmen um rund 100 Millionen Dollar verkauft wurde. „Wir hatten danach einen Gast, der nur deshalb angereist ist, weil er in diesem Zimmer schlafen wollte.“ Wie lange die Erfolgsstory des HONOLULU HOTEL noch weitergeht, ist unsicher, Ende des Jahres läuft der jetzige Vertrag mit der Eigentümerin PRISMA aus. „Es ist eine hohe Taktung, die wir leisten, aber es läuft alles wunderbar, nur leider sind wir sehr vom Wetter abhängig“, resümieren die zwei. „Eine Saison würden wir aber schon noch dranhängen, weil wir noch einiges vorhaben“, sind sich Rahel und Roland einig.
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