Dimension Zumthor
Ein Meister der modernen Baukunst ist achtzig. Seinem Leitmotiv des Entwerfens, dem Glauben an die Emotion, ist Zumthor treu geblieben. Dabei prägt sein Gespür für die Geschichte der Orte seine Architektur, die in einer sinnlichen Verbindung zum Leben stehen soll.
Hinschauen, verstehen, zusammenfügen – der Prozess des Entwerfens ist für den großen Schweizer Baukünstler Gedanken- und Gefühlsarbeit. Die Bauten Zumthors sind stets emotionale Auseinandersetzungen mit der Geschichte des Ortes, an dem sie stehen. Er strebt nach einer Architektur, in der die Verbindung von Material, Konstruktion und Form Atmosphäre erzeugt – der Raum eine körperhafte Präsenz erhält, den passenden »Klang« zu seinem Gebrauch und landschaftlichen Kontext. So entstehen architektonische Originale wie etwa das Kunsthaus Bregenz (KUB), für das Zumthor 1998 mit dem »Mies van der Rohe Award for European Architecture« ausgezeichnet wurde.
PIC Markus Tretter – Kunsthaus Bregenz // Kunsthaus Bregenz mit seiner lichtdurchlässigen Fassade, 1997
Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde Zumthor auch mit Entwürfen wie der »Felsentherme« im schweizerischen Vals, dem »Kunstmuseum Kolumba« in Köln oder der »Bruder-Klaus-Kapelle« in der Eifel. Im Bregenzerwald gestaltete er das »Werkraum Haus« in Andelsbuch – eine Bühne für die Handwerkskunst, der Zumthor eng verbunden ist. Dem gelernten Schreiner, der aus einer Handwerkerfamilie stammt, ist das Be-Greifen beim Prozess des Entwerfens sehr wichtig. Dies geschieht über seine Arbeitsmodelle, die in der Architekturwelt besondere Anerkennung finden. Alle Gebäude von Zumthor sind handwerklich gedacht – ein Denken, das über Form und Konstruktion hinausgeht. Aktuell zeigt das »Werkraum Haus« noch bis 16. September 2023 rund 40 Modelle aus dem Atelier Peter Zumthor. Auch die »KUB«-Sammlung beherbergt seit gut 15 Jahren eine stetig wachsende Anzahl von Zumthor-Architekturmodellen. Sie repräsentieren sein Schaffen seit den 1980er-Jahren.
PIC 1 Veit Landwehr // Außenansicht des Kolumba-Neubaus, Köln, 2007 || PIC 2 Dominic Kummer – Werkraum Bregenzerwald // Ausschnitt eines Modells, Ausstellung »Werkraum Haus«, 2023 || PIC 3 Jeremy Mason McGraw // Felsentherme« im schweizerischen Vals, 1996.
Zumthor hat zahlreiche Architekturpreise gewonnen. 2008 wird er für sein Lebenswerk mit dem »Praemium Imperiale« geehrt. 2009 erhält er den »Pritzker-Preis«, die renommierteste Auszeichnung der Architektur-Branche. Zumthor gilt als äußerst präzise, ist aber auch bekannt für seine Standhaftigkeit. »… Ich bin kein Umsetzer. Wenn Sie mit mir bauen, dann müssen Sie sich darauf freuen, gemeinsam einen Prozess, einen Weg zu gehen …«
Er ist der Architekt, der das Metaphysische mit dem Materiellen verbindet.
Michael Govan, Museumsdirektor
Für den Entwurf nimmt sich Zumthor Zeit – die Zeit, die er braucht, um zu guten Resultaten zu kommen, wie er sagt. Der Schweizer Architekt plädiert dafür, dass man auch in der Architektur einen künstlerisch prozesshaften Weg gehen kann. Auf ein weiteres architektonisches Juwel freut sich aktuell die »Fondation Beyeler« mit dem Museumsneubau. Zumthors »LACMA«-Entwurf – sein größter Museumsbau und zugleich erstes Werk in den USA – fand große Bewunderung bei Museumsdirektor Michael Govan: »Er ist der Architekt, der das Metaphysische mit dem Materiellen verbindet.«