© Alexander Au Yeong
Hinter dem Künstlernamen Nnella steckt die gebürtige Altacherin Nadja Bodlak. Die in Berlin lebende Sängerin und Musikerin mit der imposanten Stimme, die an Norah Jones erinnert, hat mit Very Hairy Records ein eigenes Label gegründet, zwei erfolgreiche Alben herausgebracht und war Support Act von Sophie Hunger oder My Ugly Clementine. Derzeit arbeitet die mehrfach ausgezeichnete Künstlerin bereits an ihrem dritten Album.
Werden wir gleich zweimal die Hölle wählen? Und unseren Kindern nochmal dasselbe erzählen? Haben wir die Geschichten schon alle vergessen? Die ersten Textzeilen des aktuellsten Tracks Nie Wieder von Nnella lassen schon erahnen, dass hier kein weichgespültes Tralala daherwabert. Vielmehr ist es ein Song, bei dem sich in der Sekunde die Haare aufstellen. Man kann die Sorgen und Beunruhigung angesichts des Rechtsrucks im deutschsprachigen Raum fühlen, die Nadja Bodlak in diesem Lied gefühlvoll zum Ausdruck bringt. Ihren Stil beschreibt die studierte Jazzsängerin als Art Pop, der irgendwo zwischen Streicheln und Beißen angesiedelt ist. Ihre Kunst kratzt gerne an jenen Stellen, wo es leicht weh tut und in ihr schwingt viel Ironie und ein Faible für das Absurde mit. In jedem Fall ist es emotionale Musik, mit der die in Berlin lebende Altacherin versucht, die Welt und sich selbst ein bisschen besser zu verstehen.
In den Himmel schaukeln. Schon von klein auf will Nadja auf der Bühne stehen und Popstar sein. „Ich habe mir bereits als Kind Geschichten ausgedacht und diese dann gesungen“, erzählt sie und erinnert sich an eine von Papa Bodlak aufgenommene Kassette mit Liedern, eingesungen von Nadja und ihrer älteren Schwester. Ein Stück trägt den Titel Nadjas eigenes Lied. „Da singe ich davon, dass ich über die Wiese springe und in den Himmel schaukle“, erzählt sie lachend und ergänzt: „Ich war zu der Zeit wohl sehr von Heidi inspiriert.“ Ihr musikalisches Talent wird von den Eltern immer sehr unterstützt – ab der Volksschule lernt Nadja Gitarre spielen, später kommt Klavier dazu und als Teenager beginnt sie mit klassischem Gesangsunterricht. Nadja ist 16 Jahre alt, als sie der Klassik Lebewohl sagt und ins Jazzseminar Dornbirn wechselt. „Mich hat es sehr interessiert, selbst Musik zu kreieren und eigene Geschichten zu erzählen, anstatt etwas nachzuspielen. Bis heute covere ich auch nur sehr wenig.“
In Linz beginnt’s. Die Lehrenden am Jazzseminar, allen voran Flo King und Waltraud Köttler, bestärken Nadja, ihren eigenen Weg zu gehen. „Ich habe in der Schulzeit ein Jahr in Australien verbracht und Flo King hat mich motiviert, dort mehr Songs zu schreiben, um dann ein eigenes Bandprojekt auf die Beine zu stellen.“ In diese Zeit fällt auch die Geburtsstunde von Nnella, denn ein Künstlername muss her. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich heute wieder so nennen würde, aber der Name ist schon okay.“ Nach Abschluss der Schule tritt Nadja zur Gesangsaufnahmeprüfung für das Berklee College of Music in den USA und für das BIMM Music Institute in Brighton an. Beide Male klappt es zwar, die schwindelerregenden Kosten da wie dort machen ihr dennoch einen Strich durch die Rechnung. „Ich habe kein Stipendium bekommen und in England hätte ich noch dazu ein Jahr dranhängen müssen.“ Schlussendlich fällt die Entscheidung für die private Anton-Bruckner-Universität in Linz.
Dear Beloved Asshole. Fünf Jahre – aufgrund der Pandemie etwas länger als vorgesehen – studiert Nadja am Institut für Jazz und improvisierte Musik. Das Instrument? Ihre Stimme. Sie legt einen Schwerpunkt auf das Musizieren mit Menschen mit Behinderung und kommt im Zuge der geforderten Lehrpraxis als „Versuchskaninchen“ für ihre Kommilitonen in den Genuss, etwas Schlagzeug und Bass zu lernen. Damit nicht genug: Während des Studiums gründet sie mit Very Hairy Records ihr eigenes Label und bringt 2020 das erste Nnella-Album Dear Beloved Asshole mit acht Songs raus. Eine mutige Nummer. „Man hört so viele Geschichten aus der Branche und ich wollte einfach ausprobieren, wie es funktioniert, wenn ich alles alleine durchziehe“, erklärt Nadja. „Ein spannender, wenn auch extrem anstrengender Prozess“, ergänzt sie lächelnd. Ungefähr zwei Jahre investiert Nnella in dieses Projekt – viel Zeit, viel Geld, viel Energie, aber ein wichtiger Lernprozess für die junge Künstlerin.Dear Beloved Asshole. Fünf Jahre – aufgrund der Pandemie etwas länger als vorgesehen – studiert Nadja am Institut für Jazz und improvisierte Musik. Das Instrument? Ihre Stimme. Sie legt einen Schwerpunkt auf das Musizieren mit Menschen mit Behinderung und kommt im Zuge der geforderten Lehrpraxis als „Versuchskaninchen“ für ihre Kommilitonen in den Genuss, etwas Schlagzeug und Bass zu lernen. Damit nicht genug: Während des Studiums gründet sie mit Very Hairy Records ihr eigenes Label und bringt 2020 das erste Nnella-Album Dear Beloved Asshole mit acht Songs raus. Eine mutige Nummer. „Man hört so viele Geschichten aus der Branche und ich wollte einfach ausprobieren, wie es funktioniert, wenn ich alles alleine durchziehe“, erklärt Nadja. „Ein spannender, wenn auch extrem anstrengender Prozess“, ergänzt sie lächelnd. Ungefähr zwei Jahre investiert Nnella in dieses Projekt – viel Zeit, viel Geld, viel Energie, aber ein wichtiger Lernprozess für die junge Künstlerin.
Singer-Songwriterin. Ihr erstes Album ist ein sehr persönliches, das von verwobenen Gefühlen, komplizierten Beziehungssituationen, aber auch sexuellen Grenzüberschreitungen respektive Konsens und Respekt handet. Damit räumt Nnella gleich mehrere Preise ab, etwa den Sound@V-Award, den sie sogar in zwei Kategorien gewinnt. Als Support Act von Sophie Hunger oder CATT und bei Auftritten wie dem Poolbar Festival oder Szene Openair sammelt sie wertvolle Erfahrungen. „Sophie Hunger hat mich sehr beeindruckt, denn sie war zu der Zeit hochschwanger. Es ist gut zu sehen, dass man Familie haben und trotzdem seinen Weg weiterverfolgen kann, auch wenn es sicher schwierig ist.“ Während ihr Debüt auf der Singer-Songwriter-Schiene mit jazzigen Einflüssen und rockigen Wendungen fährt, ist das zweite Album Closer To A Reality, das Nnella 2024 veröffentlicht, um einiges poppiger.
Als Jugendliche habe ich an Musik-Wettbewerben teilgenommen und gelernt, mit Hochleistungssituationen und großem Druck umzugehen. Diesen angelernten Perfektionismus versuche ich mir wieder etwas abzutrainieren, denn dabei schwingt immer die Angst vor dem Versagen mit und bremst die Kreativität.
Uftaua im Tanz. Sonst textlich in Deutsch und Englisch unterwegs, weist das neue Album ein Novum auf, denn es gibt darauf zwei Songs im Vorarlberger Dialekt. „Das bringt nochmals eine sehr persönliche Ebene hinein. Beim Publikum kommt es sehr gut an, selbst wenn sie den Text nicht verstehen, finden sie es erfrischend“, berichtet Nadja. Inhaltlich hat Nnella diesmal weniger persönliche Eindrücke verarbeitet, sondern sich auf gesellschaftlich relevante Themen konzentriert. Auch dieses Album hat diesen Sommer einen Sound@V-Award erhalten. „Solche Preise sind extrem wichtig, denn ansonsten könnte ich keine Alben produzieren.“ Das dritte ist bereits in Arbeit und wird voraussichtlich im Herbst 2025 erscheinen – dieses Mal beim Berliner Independent Label Listenrecords. Noch kann Nnella nicht von ihren Einkünften als Musikerin leben, aber ihre künstlerische Erfolgskurve zeigt eindeutig nach oben.
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