Portrait Frank Obrist

Frank Obrist

Gründer der Obrist Group

3 Min.

©Dietmar Walser

In der Technologieschmiede Obrist Powertrain ist man bereits CO2-negativ unterwegs: Bei der Herstellung des synthetischen Treibstoffs wurde der Atmosphäre mehr CO2 entzogen als verbraucht.

Den CO2-Ausstoß zu stoppen, sei zu kurz gegriffen, sagt Frank Obrist, ehemaliger Mitarbeiter von Felix Wankel und Gründer und Namensgeber der Lustenauer Denkfabrik. Der Vorarlberger setzt dem Klimawandel eine verblüffende Technologie entgegen, die die globale Temperaturkurve sogar wieder sinken lässt: Der Strom für E-Autos wird von einem kleinen Motor direkt an Bord erzeugt. Der synthetische Treibstoff dafür weist in der
Herstellung eine negative CO2-Bilanz auf.

Wenn ich nach Ihrer Vision Auto fahre, gebe ich der Natur mehr CO2 zurück, als ich verbrauche. Das müssen Sie uns erklären!
Das ist keine Vision mehr. Mit unserem Prototypen auf Basis eines Tesla Model Y fahren wir bereits im Alltag den Beweis. Vereinfacht gesagt: Wir haben die großen Batterien durch eine kleinere Hochleistungsbatterie ersetzt und dazu einen Stromgenerator eingebaut. Dieser wird mit dem von uns entwickelten synthetischen Kraftstoff aFuel® angetrieben.

Wie wird dieser Kraftstoff erzeugt?
Im Sonnengürtel der Erde können wir die kWh Strom unter 1 Cent erzeugen. Mithilfe großer Sonnenkraftwerke spalten wir mit Elektrolyse Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff auf, doch jetzt kommt der entscheidende Trick: Wir entnehmen der Luft das CO2, verbinden alles miteinander und heraus kommt flüssiger Energieträger – E-Methanol. Wir haben uns gewissermaßen den Wald zum Vorbild genommen. Er ist das Beste, was es auf Gottes Erdboden gibt. Er entnimmt Wasser aus dem Boden, CO2 aus der Luft, wandelt es durch Photosynthese in Sauerstoff um und speichert die Kohlenstoffmoleküle in Form von Holz. Mit unserer Technologie machen wir im Endeffekt das Gleiche, nur dass wir anstelle von Holz flüssigen Kraftstoff als Speicher erhalten. Wir Männer müssen also kein Holz hacken! (lacht).

Damit ist das CO2 aber noch vorhanden …
Richtig, deshalb wandeln wir das herausgefilterte CO2 in Kohlenstoff um und bringen ihn unter den Boden. Für diesen Prozess verwende ich genau die gleichen Komponenten. Angenommen 70 % der Sonnenenergie wurden für die Herstellung des E-Methanols verwendet und 30 für die Kohlenstoff-Absenkung, bin ich nicht nur CO2-neutral, sondern pro kWh 35 Gramm CO2-negativ.

Die billige Erzeugung von Strom in der Wüste ist das eine. Es kommen aber die Umwandlung, der Transport und das E-Auto mit neuer Technologie dazu. Was wird das alles mich als Konsumenten kosten?
Das ist ein entscheidender Punkt. Selbst wenn wir alle in Berlin, Paris und Los Angeles klimaneutral Auto fahren, retten wir das Klima nicht. Nur wenige können sich ein E-Auto um € 60.000,– oder gar ein Spitzenmodell über € 100.000,– leisten. Schon gar nicht in den Emerging Markets. Ein globales Problem lässt sich nur global lösen. Ein solches Auto muss deshalb weltweit erschwinglich sein. Mit unserem HyperHybrid als Stromgenerator kostet es nur rund die Hälfte dessen, was Tesla allein für die großen Batterien verlangen muss. Unserer Kalkulation nach ist so ein Auto dann in der Größenordnung von € 20.000,– zugänglich. Im globalen Durchschnitt werden heute für ein Auto etwa € 18.000,– ausgegeben.

Wann wird es so weit sein, dass ich mir ein solches Autokaufen kann?
Das wird noch ein paar Jahre dauern. Wir fahren bereits erfolgreich mit einem Prototypen und haben den Auftrag der deutschen Regierung, zehn solcher Autos zu bauen, die an wissenschaftliche Institute verteilt werden. Gleichzeitig sind wir in ein großes Konsortium eingebunden, die Technologie in die Serie zu überführen. Herzstück wird – auf historischem Boden – unser neues Technologiezentrum sein, das wir im Mai im
ehemaligen Wankel-Insitut in Lindau eröffnet haben.

Text von Arno Miller

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