FAQ Bregenzerwald

FAQ Bregenzerwald

Das FAQ Bregenzerwald geht im September 2023 in die achte Runde und lädt das Publikum ein zu genießen und zu staunen, aber auch zum Mitdenken, Hinterfragen und Mitreden. Ein Gespräch mit Organisatorin Aurelia Batlogg-Windhager über das Programm & akute Problemstellungen.

4 Min.

PIC Ian Ehm

Dieses Jahr wollt ihr wissen: Wer kann’s? Welche akuten gesellschaftlichen Fragestellungen wollt ihr damit heuer ausloten?

Viele Themen treiben uns um, viele davon sind zu komplex, um sie auf individueller Ebene zu lösen, sie machen uns ratlos und erschöpft. Mit der Frage Wer kann’s? wollen wir ­dieses Jahr ­Lösungen näherkommen und laden dazu Menschen ein, die Expertise, Erfahrung, Ideen und Visionen haben. Wie immer geht es um gesellschaftspolitische Fragen, etwa jene nach Geld oder Leben? Auf der einen Seite haben viele Menschen Sehnsucht nach einem ausgewogeneren Leben, ­einem ­Dasein, das neben Arbeit auch Zeit für Gesundheit, Selbstentfaltung, Gemeinschaft lässt (die viel zitierte Work-Life-Balance), andererseits steigen die Lebenserhaltungskosten und das Geld wird knapper. Das trifft besonders jene, die sowieso schon ­unter prekären Umständen leben, und hier vor allem jene, die viel unbezahlte Care-Arbeit leisten. Das sind in der Regel Frauen. Was braucht es hier – von Politik, Wirtschaft, jedem und jeder von uns? Oder eine andere frequently asked question: Was macht uns eigentlich glücklich? Geld? Ruhm? Erfolg? Sind diese Dinge, denen Menschen nachjagen, Glücksgaranten? Und was, wenn sich nichts davon verwirklichen lässt?

Das gesamte Programm wird ­Mitte Juli veröffentlicht. Wir sind etwas früher dran – kannst du uns schon ein paar ausgewählte Highlights verraten?

Neu sind vor allem viele Gesichter, von denen man einige in Vorarlberg wohl noch nie gesehen hat: Marina Litwinenko etwa, die Witwe des von Kreml-Agenten vergifteten Putin-Kritikers Alexander Litwinenko. Hella Pick, eine österreichisch-britische Journalistin (Jahrgang 1929!), die über Jahrzehnte, als eine der ersten Frauen, über große Ereignisse in aller Welt berichtet hat. Beide erzählen Alexandra Föderl-Schmid aus ihren Leben. Armin Wolf hat mit Helga Rabl-Stadler und Martin Grubinger zwei sehr spannende Persönlichkeiten zu Gast, er wird ihnen bestimmt auch die eine oder andere Anekdote entlocken. Martin Grubinger wird bei uns das letzte Österreich-Konzert seiner Karriere spielen, was ein absolutes Highlight – und uns eine große Ehre – ist. Außerdem erkunden wir schöne neue Orte, etwa das ehemalige Gasthaus Taube in Andelsbuch, einen ganz besonderen Leerstand mit Geschichte, wagen uns in Workshops in neue Gefilde und freuen uns auf Genüsse aus Bregenzerwälder Küchen und von Gastköch:innen wie Parvin Razavi (Gault Millau Newcomerin des Jahres) oder Simone und Adi Raihmann (Karma Food, Wien).

Ihr ladet immer eine illustre Runde an Akteur:innen ein – wer wird dieses Jahr aus Vorarlberg dabei sein?

Maria Bauer-Debois, Leiterin des Schulheims Mäder, wird, ebenso wie Johannes Moser, der mit dem Verkauf von immerok im vergangenen Jahr den Vorarlberger Start-up-Sensationserfolg gelandet hat, zu der bereits oben erwähnten Frage nach dem Glück sprechen. Die gebürtige Bregenzerwälderin Heidi Sutterlüty-Kathan kommt mit ihren beiden Kolleginnen des Projektes Wir sticken für den inneren Frieden für einen Workshop zurück in den Wald. Das tut, wie bereits seit Stunde eins des FAQ, auch FM4-Literaturchefin Zita Bereuter: Sie spricht mit Tonio Schachinger über sein grandioses Buch Echtzeitalter.

PIC Ian Ehm

Das FAQ findet heuer zum 8. Mal statt und war von Beginn an sehr erfolgreich. Trotzdem habt ihr heuer das Festival auf 3,5 Tage verkürzt. Warum?

Wir haben das FAQ Bregenzerwald auch in den Corona-Jahren, trotz großem Mehraufwand und reduzierten Ticketkontingenten, erfolgreich und mit Überzeugung umgesetzt. Doch nun erreichen auch uns die verschiedenen Krisen. Die Kosten steigen, während auf der Unterstützungsseite überall gespart wird. Wir mussten uns daher entschließen, ein paar Einschnitte zu machen, etwa die Kürzung auf 3,5 Tage. Wir hoffen, dass es uns gelingen wird, das Weiterbestehen des FAQ auch für die nächsten Jahre zu sichern. Wir bemühen uns gerade intensiv um eine breiter aufgestellte Finanzierungsstruktur, und sind sehr dankbar für alle, die uns dabei unterstützen. Man darf nicht vergessen: Das ganze Format hat von Anfang an nur funktioniert, weil sehr viele Menschen von der Idee und den Inhalten angetan waren und gesagt haben: Macht das, wir sind dabei!

Die Budgets werden überall schmäler – was kann man tun, um bei potenziellen Geld- geber:innen Überzeugungsarbeit zu leisten?

Ich denke, es wäre wichtig zu erkennen, dass wir ­Räume brauchen, in denen wir das Miteinander, den gesellschaftlichen Diskurs üben können. In denen wir wieder lernen, um das Gemeinsame zu ­ringen, den Zustand des agree to disagree auch einmal auszuhalten, vielleicht einmal Platz zu machen für die Perspektive „der anderen“, und zu erkennen, dass wir alle einander brauchen, wenn wir diese Welt für die Generationen nach uns lebenswert erhalten wollen. Wir wollen diese Räume der echten Begegnung wiederherstellen und sie für möglichst viele öffnen, möglichst viele ins Boot holen, vor allem auch junge Menschen. Das lässt sich ohne finanzielle Unterstützung von privater und öffentlicher Hand nicht verwirklichen. Viele Unternehmen verstehen bereits, dass sie abseits von Sponsoring und Brand Management auch gesellschaftliche Verantwortung tragen, setzen im Rahmen von Corporate Social Responsibility auch Schritte in Richtung gesellschaftliches Engagement. ­Diese potenziellen Geldgeber:innen brauchen wir, gemeinsam mit ­ihnen können wir die Veränderung antreiben, die es braucht – ­in Vorarlberg und weit darüber hinaus: Hin zum Miteinander. Nur so finden wir Lösungen, oder, wie wir beim FAQ sagen: Potenziale für eine gute Zeit.

Interesse geweckt? Hier findest du alle Informationen zum Programm und zum Ticketkauft

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